ZZ # Ehestandslied

Lieder der Dorfjugend beim Ständchen zur Hochzeit

Mir gefällt das Eh`standsleben, besser als das Kloster gehen, ja Kloster gehen.
In das Kloster mag ich nicht, denn ich bin zur Eh` verpflicht, ja Eh` verpflicht.

Vater tu`dich doch erbarmen und verschaff` mir einen Mann, ja einen Mann.
Der mich drückt an seine Brust, denn zum Heiraten hab`ich Lust, ja hab` ich Lust.

Ach was wird die Mutter sagen, wenn ich sie verlassen will, verlassen will.
Sie mag sagen was sie will, denn ich heirate in der Still, ja wen ich will.
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Ich hab` mir eins auserwählet, ein Mädel wie mir es gefällt.
So hübsch und so fein, von der Tugend so rein, schön Schätzelein wärest du mein.

Schön Schätzchen was hab` ich gehöret, Du hättest einen Andern im Sinn.
Ja das glaub` ich aber nicht, bis das es geschieht, mein Herzchen schlägt immer für dich.

Da drunten im Keller beim Faß, da ist es bald trocken bald naß.
Ja da zapft mein Schatz Bier, ja da zapft mein Schatz Wein,
schön Schätzelein wärest du mein.
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Als ich Dich zum erstenmal erblickte, jenen Augenblick vergess` ich nie.
Als mich Deine Gegenwart entzückte, da war es mir, ich weis ja selbst nicht wie.

Einen Kuß von Deinem roten Munde, einen Gruß von deiner zarten Hand.
Erinnert mich an jene frohe Stunde, da wo mein Herz Dich auf dem Sofa fand.

Ja Du bist so edel und so milde, Deine Seele ist so engelrein.
Geliebtes Mädel hör` nicht auf zu lieben, denn ohne Dich kann ich nicht glücklich sein.

ZZ # Ein Berliner auf dem Bauernhof

Kleines Erlebnis eines Berliners in einem Kuhstall in Holzhausen

Verfasst 1945 von dem Berliner Gerhard Hentschke †
Überliefert von Klaus-Peter Willsch

1. Der Krieg ist aus, weiß der Teufel wie
ich wollte nach Haus, doch nun bin ich beim Vieh
Bei Lipse-Karl und seinen Verwandten,
in Holtese gelandet bei Onkel und Tanten.

2. Ich sage Euch , danach fing es gut an,
an`s Heu einfahren ging es gleich ran.
Erst konnt ich schön auf dem Wagen sitzen
dafür musst ich dann später doppelt schwitzen.

3. Das Heu abladen ist nämlich kein Vergnügen,
dabei kann man kleine Kinder kriegen.
Aber es kam noch schöner und schon der nächste Morgen
brachte mir den Kuhstall mit all seinen Sorgen.

4. Sechs Uhr war`s als Hermann mich damals weckte
und mich aus meinen schönsten Träumen schreckte.
Mit nüchternem Magen, man soll es kaum meinen
ging Hermann in den Kuhstall mit mir zu den Seinen.

5. Zwischen Kühen und Ochsen waren schon da,
Friedchen, Elschen, Petter und die Mama.
Man zeigte mir dies, man zeigte mir das,
das Stroh ist trocken und das ist naß.

6. Und schließlich hieß es, geh mal noch hinten,
Du fasst eine Gabel mit vier Zinken.
Der Mist soll raus von Mittag, Abend und Morgen,
das sollst von nun an Du besorgen.

7. Ich ließ mich darauf ein, doch was sagt ihr nu
zu der ersten Gemeinheit der einen Kuh.
Die merkte, ich hatte noch wenig Geschick
beim Misten und wollt mir dafür ins Genick.

8. Eine andre verpasst mir Sommersprossen,
weil sie ihren Sch…dreck über die Steine ergossen.
Und schließlich merkte eine, dass ich nicht sehr versiert,
die hat mir´s Gesicht mit´m Schwanz eingeschmiert.

9. Aber sonst, ich war wirklich selber platt,
ging alles in Ordnung und sehr glatt.
Mit guter Miene zum bösen Spiel,
gewann ich an diesem Tage sehr viel.

10. Jetzt haben sich die Viecher an mich schon gewöhnt.
Für die Schweinerei werd´ ich übrigens Sonntags gelöhnt.
Nun lassen sich mit beidseitig gutem Willen
sogar die Ochsen von mir sillen (einspannen).

11. Viele Morgen bin ich nun schon hier,
vertrag mich mit Menschen und anderm Getier.
Nun müsst ihr nicht meinen, hier gibt es nur Schlechtes,
im Gegenteil, zumindest genau so viel Rechtes.

12. Brauche nur an Diefenbach denken, an Emmels oder Besier,
wie viel Wein ich dort trank und wie viel Bier.
Und nicht zuletzt will ich vergessen,
die schönen Mädchen und das gute Essen.

ZZ # Familien-Rufnamen

Familien-Rufnamen
Albertis
Allwesse
Bachs
Bäckersch
Beisischels
Besiersch
Bingels
Boamoarstersch
Bolze
Bondorfs
Borgroufe
Botts
Briels
Brunnos
Butschbachs
Christe
Dejfebachs
Delfe
Distlersch
Dreilings
Eescherts
Ferschdersch
Ferschderkoarls
Fuhrsch
Funks
Gemmersch
Gennsche
Groschoustersch
Hannams
Hannrischs
Hannwilms
Heehns
Heenlersch
Heileckersch
Heimanns
Hertlings
Hollrischs
Hortmanns
Jerflibbe
Jokkobs
Kerschersch
Klärnersch
Klause
Kriere
Kuhlstadts
Lambertis
Lanze
Leiningersch
Lengse
Lenze
Lipse
Lipsekoarls
Mattebriels
Meenze
Mengesse
Metzjersch
Millpetersch
Moarchersch
Müllersch
Noalschmidts
Nolls
Oadams
Petterischs
Posthaldersch
Puffs
Reenerts
Reschnersch
Reuse
Rocks
Scherfs
Schitze
Schmidtphillips
Schmidts
Schneidersch
Schollese
Schoujstersch
Schucks
Schulschollesse
Siesches
Spiese
Thedorschs
Thorns
Troste
Weise
Weißbennersch
Zemmernrischs

ZZ # Flurnamen

Flurnamen
Mundart : — Schreibweise:
Alte Haag —– Alter Haag
Berg —– Am Berg
Berlek —– Schaflager
Braareluh —– Breiteloh
Bresel —– Brensel
Brick —– Über der Brück
Dauwe Doal —– Taubental
Dejjer Groawe —– Tier Graben
Dejfe Weg —– Tiefen Weg
Dunsterbach —– Dornsterbach
Fallrod —– Alte Rod
Gasheck —– Geißhecke
Gerschbach —– Girschbach
Groawedell —– Grabendell
Halborn —– Heilbron
Heenler Poad —– Hennethalpfad
Herschbach —– Hirschbach
Herschborn —– Hirschborn
Herschtrouwt —– Hirschstruht
Ho —– Am Hain
Ho, ver,uff, henner —– Vor, auf, hinter Hahn
Kist —– Kies
Kist, ver —– Vor Kies
Kräiz, veer/henner —– Hinter, vor Kreutz
Luh, uff/henner —– Auf, hinter Loh
Mittelfeld —– Mittel Feld
Momlings —– Momeling
Müllerle`,ver, uff, henner —– Vor, auf, hinter Mühlhölle
Rick —– Auf dem Rücken
Rure Berg —– Am/auf dem Roten Berg
Scheffterschbach —– Schaf-Hart
Schlaf —– Auf Schleif
Sommerforscht —– Sommer-Forst
Staakaut —– Steinkaute
Staaweg —– Steinweg
Strank —– Im Schrank
Strenzer Weg —– Am Strinzer Weg
Uff Dorn —– Beim Dorn
Unkeberg —– Am Unkenberg
Verschaad —– Vor Scheid
Volmerschbach —– Volmersbach
Wacke —– Vor Wacken
Wennese —– Windhausen
Winsbacher Sieder —– Wingsbach-Söder
Wißlatt —– Wiese-Latte
Zwische de Well —– Zwischen dem Wald

ZZ # Gartengespräche übers Wetter

Wettergespräche unter Gartennachbarn

Trockenperiode
Nachbar 1:
„ Es is suu trocke, es misst unbedingt e´mol reene“.
Es ist so trocken, es müsste dringend mal regnen.
Nachbar 2:
„Jojo, es werd alles ve`derrn“ —- —Ja ja, es wird alles verdorren.

Leichter Nachtregen
Nachbar 1:
„Es hot jo e´mol gereent“ — Es hat ja mal geregnet.
Nachbar 2:
„Ochjo, es woar su gouwt wie goarnix“ –Ach ja, es war fast gar nichts.
Nachbar 1:
„Noja, es woar besser wie gegosse“ — Na ja, es war besser als wenn man gießt

Dauerregen
Nachbar 1:
„Es hätt e´mol genungk gereent“ — Es hätte mal genug geregnet.
Nachbar 2:
„Jojo, es werd alles ve´faule“ — Ja ja, es wird alles verfaulen

ZZ # Grüße

Tageszeiten und tageszeitbedingter Gruß

Moind – Vormittag
Gruß:
Gemoije – Guten Morgen
Abschiedsgruß:
Adschee – Adieu

Iwwer Doach- Tagsüber
Gruß:
Gedach – Guten Tag
Abschiedsgruß:
Adschee – Adieu

Owend – Abend
und Noacht – Nacht:
Gruß:
Genowend – Guten Abend
Abschiedsgruß:
Genoacht – Gute Nacht

Der Universalgruß „Gude“ wurde erst nach Ende des 2. Weltkrieges allmählich übernommen.

Gruß nach (zum) Jahreswechsel:
Gemoije Näijjohr.-
– Guten Morgen Neues Jahr. Soll heißen: Alles Gute zum Neuen Jahr.

ZZ # Kerb in Holdesse

Holdesser Kerwe-Rouwf —- Holdesser Kerbe-Ruf

Vorgabe Kerbevadder —- Antwort Kerwegesellschaft (Lautstark)

Kerwegesellschaft
Wem iss die Kerb??? —- Usss
Wem iss die Kerb??? —- Usss
Wem iss die Kerb??? —- Usss

Un se` werd ge ………….. —- halle

Un ve`……….. —- soffe

Kerweborsch —- jooooo

Kerwemeedscher —- gekreische

Zickezackezickezacke —- Hoihoihoi

Was frißt die Gas?
Was frißt die Gas? —- Heuheuheu

Was iss Blouwtworscht ohne Griewe ? —- Blunz

Wem iss die Kerb??? —- Unsss
Wem iss die Kerb??? —- Unsss
Wem iss die Kerb??? —- Unsss

ZZ # Lebkuchensuppe

Holdesser Leckuchesopp (Lebkuchensuppe)
Traditioneller Silvesterpunch

Man nehme:

1 Liter mindestens 1 Jahr alter Kornschnaps
½ Liter Wasser
¾ Pfund brauner Kandiszucker
2 Stangen Zimt
3-4 Gewürznelken
2 cl Pottrum (kleines Fläschchen)
1 Stück harter Lebkuchen (gibt’s zum Jahreswechsel im Nassauer Land zu kaufen)

Zubereitung:

Kandiszucker im Wasser mit den Gewürzen siedend auflösen.
Gewürze abseihen
Sud erkalten lassen
Mit dem Schnaps und dem Rum aufgießen
In einer Terrine mit Deckel aufbewahren

Lebkuchen in sehr kleine (und möglichst gleiche) Würfel schneiden (die hohe Kunst des Lebkuchenschneidens!!) und vor dem Genuss maßvoll in die Suppe geben.

Servieren und genießen:

Die Suppe wird an Silvester in der Terrine auf die Mitte des Tisches gestellt.
Auf den Tisch werden Wassergläser mit Suppenlöffel gestellt.
Die Wassergläser sind zu 2/3 mit Wasser und etwas Schnaps gefüllt.
Gemeinsam wird nun aus der Terrine gegessen bzw. gelöffelt.
Die Löffel werden jeweils wieder in die Gläser zurückgestellt.

Verhaltenskodex:

Nit des Maul iwwer die Schissel halle! –
– Beim Löffeln nicht den Mund über der Schüssel halten!

Nit suvill truddele ! – Nicht allzu viel verschütten!

Genuss von drei Löffeln, pro “Durchgang”, mit ein paar Würfeln, sind Pflicht!

Tipp:

Schmeckt vor, an und nach Silvester gleich gut!