Holdesser Platt, der hessische Dialekt in Holzhausen über Aar, droht in Vergessenheit zu geraten.
Während die in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg geborenen Holdesser die Mundart noch mit der Muttermilch aufnahmen, sind die gegen Ende des 20. Jahrhundert Geborenen bereits fern vom Holdesser Platt.
So traute sich meine pupertierende Nichte (und Patenkind) im Beisein ihrer Freundinnen nicht, mich „Petter“ zu nennen (voll peinlich). In dieser Situation war ich lediglich der „Onkel“. Dabei ist „Petter“, die herzlichste Anrede, die ich mir von meiner Nichte vorstellen kann. Und „Onkel“ ist so was von beliebig! In meiner Kindheit war jeder Fremde ein „Onkel“! „Geb dem Onkel e´mol die schee Hand !“.
Der Verlust von Mundart hat sicher mit dem gesellschaftlichen Wandel zu tun. Die mobile Gesellschaft verlangt nach Konformität, um in der globalisierten Welt bestehen zu können. Schade, dass Platt nicht neben Hochdeutsch gesprochen wird und somit erhalten bleibt.
Im Süden unserer Republik wird die Mundart noch gepflegt. Dies hat sicher auch touristische Gründe. Im Fernsehinterview musste ein bayerischer Skiolympiasieger stets mit Untertiteln übersetzt werden, damit er auch nördlich des Weißwurstäquators verstanden wurde. Jener Olympiasieger arbeitete später als Cokommentator. Und siehe da, er konnte auch Hochdeutsch.
Nicht überall im ehemaligen „Nassauer Land“ ist Mundart verpönt. In Teilen wird auch heute noch von der Jugend, zumindest in heimischer Umgebung, Platt gesprochen. Dies scheint mir in Holzhausen über Aar für alle Zeit verloren zu gehen.
Diese Sammlung von Holdesser Dialekt ist aus meiner Erinnerung und vielen Anregungen aus dem Kreise der Verwandten und Bekannten entstanden und will den Zeitgeist weder aufhalten noch umkehren. Sie soll lediglich dazu beitragen, eine über viele Generationen gewachsene Tradition vor dem gänzlichen Vergessen zu bewahren.