ZZ # Ein Berliner auf dem Bauernhof

Kleines Erlebnis eines Berliners in einem Kuhstall in Holzhausen

Verfasst 1945 von dem Berliner Gerhard Hentschke †
Überliefert von Klaus-Peter Willsch

1. Der Krieg ist aus, weiß der Teufel wie
ich wollte nach Haus, doch nun bin ich beim Vieh
Bei Lipse-Karl und seinen Verwandten,
in Holtese gelandet bei Onkel und Tanten.

2. Ich sage Euch , danach fing es gut an,
an`s Heu einfahren ging es gleich ran.
Erst konnt ich schön auf dem Wagen sitzen
dafür musst ich dann später doppelt schwitzen.

3. Das Heu abladen ist nämlich kein Vergnügen,
dabei kann man kleine Kinder kriegen.
Aber es kam noch schöner und schon der nächste Morgen
brachte mir den Kuhstall mit all seinen Sorgen.

4. Sechs Uhr war`s als Hermann mich damals weckte
und mich aus meinen schönsten Träumen schreckte.
Mit nüchternem Magen, man soll es kaum meinen
ging Hermann in den Kuhstall mit mir zu den Seinen.

5. Zwischen Kühen und Ochsen waren schon da,
Friedchen, Elschen, Petter und die Mama.
Man zeigte mir dies, man zeigte mir das,
das Stroh ist trocken und das ist naß.

6. Und schließlich hieß es, geh mal noch hinten,
Du fasst eine Gabel mit vier Zinken.
Der Mist soll raus von Mittag, Abend und Morgen,
das sollst von nun an Du besorgen.

7. Ich ließ mich darauf ein, doch was sagt ihr nu
zu der ersten Gemeinheit der einen Kuh.
Die merkte, ich hatte noch wenig Geschick
beim Misten und wollt mir dafür ins Genick.

8. Eine andre verpasst mir Sommersprossen,
weil sie ihren Sch…dreck über die Steine ergossen.
Und schließlich merkte eine, dass ich nicht sehr versiert,
die hat mir´s Gesicht mit´m Schwanz eingeschmiert.

9. Aber sonst, ich war wirklich selber platt,
ging alles in Ordnung und sehr glatt.
Mit guter Miene zum bösen Spiel,
gewann ich an diesem Tage sehr viel.

10. Jetzt haben sich die Viecher an mich schon gewöhnt.
Für die Schweinerei werd´ ich übrigens Sonntags gelöhnt.
Nun lassen sich mit beidseitig gutem Willen
sogar die Ochsen von mir sillen (einspannen).

11. Viele Morgen bin ich nun schon hier,
vertrag mich mit Menschen und anderm Getier.
Nun müsst ihr nicht meinen, hier gibt es nur Schlechtes,
im Gegenteil, zumindest genau so viel Rechtes.

12. Brauche nur an Diefenbach denken, an Emmels oder Besier,
wie viel Wein ich dort trank und wie viel Bier.
Und nicht zuletzt will ich vergessen,
die schönen Mädchen und das gute Essen.

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